Coronakrise

Fakten zu SARS-CoV-2 (Corona) 1

Politische Ökonomie der Coronakrise

Seit Anfang 2020 ist ein Virus mit dem in Anbetracht seiner Wirkung obszönen Namen Corona, also Krone, Kranz oder Heiligenschein, der unangefochtene Medienstar. SARS-CoV-2 (Coronavirus) und die dadurch erzeugte Krankheit Covid-19 werden Gesellschaft, Staat und Wirtschaft v.a. in Europa und Amerika aber weit über das Jahr 2021 hinaus noch intensiv beschäftigen. Die Coronapandemie hinterließ und hinterlässt ihre Spuren seit Ende 2019 quer durch fast alle Weltregionen. Corona ist dem ohnehin krisenhaften Normalvollzug der kapitalistisch organisierten Welt als Extrakrise in die Quere gekommen. Die viral induzierten, aber längst schon politischen, ökonomischen, sozialen und psychischen Verwerfungen durch die Coronapandemie und die dagegen ergriffenen Maßnahmen zeigen sich nicht nur weltweit, sondern – wenig überraschend – auch weltanschaulich und haben diesbezüglich sogenannte Querdenker*innen zu Tage gefördert. Diesen Querdenker*innen werde ich in Kürze einen eigenen Blog-Eintrag im Zusammenhang mit einer kritischen Einschätzung vorherrschender Bewusstseinsformen und -inhalte in spätkapitalistischen Gesellschaften westlicher Ausprägung widmen.

Unlösbarer Widerspruch

Da die Ökonomie als Lebensgrundlage fast weltweit kapitalistisch organisiert ist, fungieren die Staaten auch weltweit als „ideelle Gesamtkapitalisten“ und müssen vorrangig zwei ordnungs- und prozesspolitische Leistungen für eine möglichst reibungslose Kapitalverwertung erbringen, die im Widerspruch zueinander stehen:

  • Schaffung und Aufrechterhaltung von günstigen Rahmenbedingungen, damit Produktion, Distribution und Konsumtion zu Profiten für das Kapital (für möglichst viele, v.a. aber für große Unternehmen) und zu gesamtwirtschaftlichem Wachstum führen können;
  • Erhaltung der biologischen Basis für die permanent profitable Kapitalverwertung und das daraus generierte gesamtwirtschaftliche Wachstum, damit genügend qualifizierte Lohnabhängige und Konsumenten, d.h. die Arbeitskraft der Lohnabhängigen in gut verwertbarem Gebrauchswertzustand und die Konsumenten in gut verwertbarem Bedürfniszustand zur Verfügung stehen.

Wegen dieser doppelten Staatsfunktion haben alle Staatsregierungen weltweit Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus ergriffen, die widersprüchlich waren und auch aktuell nach über einem Jahr Pandemie immer noch widersprüchlich sind.

Anfangs haben viele Staaten, v.a. in Europa, in Amerika, aber auch China, das bisher als Ursprungsland der Pandemie gilt, die Gefährlichkeit von Corona unterschätzt oder heruntergespielt. Als die Gefährlichkeit des Virus und seine Hauptübertragungswege einigermaßen klar waren, wussten die Staatsführungen, dass Maßnahmen, die die Pandemie möglicherweise eindämmen können, ergriffen werden müssen, diese aber unmittelbar und mittelbar die Rahmenbedingungen für die Kapitalverwertung verschlechtern werden.

Hinreichende Gesundheitssicherung der Arbeitskräfte und Konsumenten einerseits und Absicherung profitabler Kapitalverwertung andererseits stellen einen Antagonismus dar, also einen unlösbaren Widerspruch. Ein Antagonismus kann nur geregelt, nicht aber gelöst werden. Im üblichen ökonomisch krisenhaften Verlauf kapitalistischer Wertverwertung (Überproduktionskrisen, die wie Unterkonsumtionskrisen erscheinen, also Krisen wegen Überfluss) gelingt dies bereits nur mit erheblichen Zumutungen für die lohnabhängigen Arbeitskräfte, deren Gesundheit und Leben dadurch in hoch entwickelten kapitalistischen Staaten teils mittelbar, teils unmittelbar bedroht sind, in weniger entwickelten Weltregionen häufiger unmittelbar. Eine Krisensituation wie die durch das Corona-Virus hervorgerufene bedroht aber Gesundheit und Leben der lohnabhängigen Arbeitskräfte, der Freiberufler, Solo-, Klein- und Scheinselbstständigen sowie der Kapitalbesitzer überall ausnahmslos direkt – auch in hoch entwickelten kapitalistischen Staaten.

Die geschmeidige Fortsetzung der Inwertsetzung von Arbeitskräften im Kapitalverwertungsprozess, die, weil sie lohnabhängig sind, ausgebeutet werden, ist durch eine außerökonomische Kraft (Coronavirus) bedroht. Demnach muss die Coronapandemie eingedämmt werden. Die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bedrohen ihrerseits aber ebenfalls die möglichst ungehinderte Fortsetzung der Kapitalverwertung – in diesem Fall jedoch nicht wie kapitalistisch wiederkehrend üblich wegen Überproduktion/Überfluss, sondern wegen des Gegenteils, nämlich erheblicher Einschränkungen der Verteilung von Waren und Dienstleistungen (Distribution), der Konsumtion und zum Teil daraus folgend auch der Produktion.

Außerökonomische Kraft bedeutet hier übrigens nicht, dass es sich um eine Naturkatastrophe im eigentlichen Sinne handelt. Zoonotische Erreger 2 wie SARS-CoV-2 sind höchstwahrscheinlich Folge der intensiven und extensiven, häufig monokulturellen Landwirtschaft und Massentierzucht, also der kapitalistischen, global agierenden Nahrungsmittelindustrie mit massivem Einsatz von Herbiziden und Pestiziden und durch Zerstörung von großen natürlichen Gleichgewichtssystemen mit hoch entwickelter Diversität von Flora und Fauna wie die tropischen Regenwälder 3, in die die Kapitalverwertung eindringt und damit eben auch die als Übersprungsbarriere der potenziellen Krankheitserreger vom Tier zum Menschen wirkenden Diversitätsräume zerstört.

Sowohl am Anfang einer Pandemie als auch in ihrer Fortsetzung durch ein neues Virus ist kaum entscheidbar, ob die Eindämmung der Virusverbreitung durch Gegenmaßnahmen oder das weitgehend ungehinderte Laufenlassen der Infektionen größeren wirtschaftlichen Schaden anrichten. Das erklärt auch die anfangs zögerliche Entscheidung vieler Staaten, Eindämmungsmaßnahmen zu beschließen und die nach wie vor unterschiedliche Härte der Maßnahmen im aktuellen Verlauf der Pandemie. Viele Staaten, wie z.B. Deutschland, verfolgen eine Art Mischstrategie, die man als situativ angepassten oder wankelmütigen Teil-Lockdown bezeichnen kann, wobei Kontaktbeschränkungen Lockerungen folgen, denen wieder Beschränkungen und dann Lockerungen folgen usw.

Kommunikationsstrategie – Staat und Medien

Die Informationspolitik der Regierungen und anderer staatlicher Instanzen über Einführung oder Lockerung von Maßnahmen gegen die Coronapandemie sowie auch die öffentliche Kommunikation der beratenden Wissenschaftler, die obendrein nicht selten in unternehmerische und/oder parteipolitische Interessen verstrickt sind, können wegen der Widersprüchlichkeiten der ökonomisch-gesellschaftlichen Verhältnisse nicht anders als inkonsistent, schwankend und oft auch unglaubwürdig sein, weil das Publikum in Unkenntnis dieser Widersprüche fälschlicherweise klare und widerspruchsfreie Informationen erwartet, die es aber angesichts des herrschenden Antagonismus gar nicht geben kann. Die aufmerksamkeitsökonomisch orientierten und auf Konkurrenz, Konflikt und Streit gebürsteten Medien verstärken durch ihre „Informationen“ die dadurch aufkommende allgemeine Unsicherheit in der Bevölkerung.

Die Unsicherheit wird aber im Publikum nicht zum Grund für ein massenhaftes Aufbegehren gegen den kapitalistischen Basiswiderspruch zwischen Privateigentum an Kapital (Unternehmen) und lebensnotwendiger Arbeit (Lohnabhängige), der vom Staat letztlich mehr zugunsten des Kapitals geregelt werden muss, sondern zum Anlass genommen, ausnahmslos das wankelmütige Personal des Krisenmanagements, also die staatlichen Figuren und die Wissenschaftler zu kritisieren, als gäbe es unter obwaltenden Bedingungen besseres Personal, das die Krise durch die Pandemie quasi aus dem Ärmel überwinden könnte. Befeuert wird allerdings diese personalisierende Kritik, die ökonomische, staatliche und gesellschaftliche Strukturen/Verhältnisse weitgehend ausblendet, zusätzlich durch tatsächlich unfähiges staatliches Personal, das die Stufe der Inkompetenz anscheinend noch zu unterschreiten vermag. Aber selbst noch in der falschen, weil rein personalisierenden Kritik wird nicht die entscheidende Frage gestellt, die nämlich lauten müsste: Wer ist überhaupt noch bereit, den Job als Staatspolitiker*in oder -funktionär*in zu übernehmen, um die antagonistischen Verhältnisse zu moderieren, zu kaschieren oder gar im falschen Glauben daran, dass man in dieser Position (wirk)mächtig sei, sogar gemeinwohlorientiert regeln zu wollen? Die sachlich und sozial Intelligentesten sind es nicht, weil genau das nicht die Kernkompetenzen des Personals des „ideellen Gesamtkapitalisten“ sind.

Genug der Abschweifung, mehr und Genaueres dazu im geplanten Beitrag zu den vorherrschenden Bewussteinsformen in spätkapitalistischen Gesellschaften (einschließlich der „Querdenkerei“).

Ungleichheit bei Staatshilfen und Maßnahmen

In allen Fällen, ob nun harte, weiche oder wenig Maßnahmen gegen die Coronapandemie verordnet werden oder gar nur an die Vernunft der Bürger*innen appelliert wird, muss der Staat Geld durch Kreditschöpfung in Unternehmen leiten, um diese vor der Insolvenz zu bewahren oder den Profitausfall teilweise auszugleichen, aber auch Geld für die Gesundheitssicherung und die Existenz (im Wortsinne) der Arbeitskräfte zur Verfügung stellen. Dabei wird gleichsam im Scheinwerferlicht der Coronapandemie und der staatlichen Gegenmaßnahmen sehr schnell deutlich, welche Wirtschaftszweige als grundlegend und/oder besonders und welche Wirtschaftszweige als weniger oder kaum systemrelevant gelten. Den Verkäufer*innen im Lebensmittelhandel und den Pflegekräften und Medizinern im Gesundheitswesen hat das zu Beginn der Pandemie eine kurzfristige, aber fragwürdige, weil folgenlose Belobigung und Hochachtung beschert, die teils explizit als Heldenverehrung inszeniert wurde.

Ansonsten wurde sehr schnell klar, welche Wirtschaftsbereiche als weniger bedeutsam gelten, nämlich Kultur, Soziales, Gaststätten- und Hotelgewerbe (Tourismus), Sport (außer Fußballprofisport), zahlreiche Dienstleistungen u.Ä.. Industrie und Handwerksbetriebe hingegen sind bis jetzt ausschließlich bei Unterbrechungen von Lieferketten temporär stärker betroffen gewesen, ansonsten produzieren sie mit nur sehr geringen Einschränkungen fast überall weiter. Banken, Versicherungen sowie Verwaltungen fast aller Betriebe/Unternehmen sowie des Staates arbeiten ebenfalls weiter, allenfalls durch freiwilliges Home-Office eingeschränkt. Manche Wirtschaftszweige sind, wie das im krisenhaften Kapitalismus üblich ist, aber auch Gewinner der Coronapandemie. Neben anderen Branchen sind das insbesondere die Pharmaindustrie 4, der Online-Handel 5 (v.a. Amazon) und die Paketdienste. Selbstverständlich ist eine solche Krise auch eine besondere Zeit für Unternmehmensberatung, in der das Zauberwort der modernen Unternehmensführung nochmals eine pandemiegetriebene Aufwertung erfährt. Die Rede ist von Resilienz – Fähigkeit komplex problematische Situationen oder Entwicklungen ohne nachhaltig negative Folgen zu überstehen 6.

Ungleichheit der Staaten

In diesem chaotischen Bewältigungsprozess der Coronapandemie wird die kapitalistische Staatenkonkurrenz auch bei den Staatshilfen für Kapitalunternehmen (günstige Kredite, Subventionen) und Lohnabhängige (z.B. Kurzarbeitergeld) deutlich. Der deutsche Staat z.B. profitiert, um die nötigen Mittel für die Subventionen verfügbar zu haben, sogar beim Verkauf von Staatsanleihen, weil die Unternehmen (z.B. Banken) oder auch einzelne reiche oder wohlhabende Bürger Negativzinsen zahlen müssen, wenn sie Staatsanleihen, also Schuldtitel gegenüber dem Staat erwerben bzw. wenn sie das Geld für die erworbene Staatsanleihe nach einer festgelegten Laufzeit zurückbekommen. Für die Unternehmen oder auch einzelne Staatsbürger ist das trotz des (relativ kleinen) Geldverlustes durch Negativzinsen eine sichere Geldanlage, jedenfalls sicherer als das Geld irgendwo aufzubewahren oder in risikoreiche Finanzmarktgeschäfte zu investieren. Der deutsche Staat streicht bei dieser Art der Kreditaufnahme demzufolge einen Differenzgewinn ein.

Weniger kreditwürdige Staaten haben diese Möglichkeit nicht, weil sie den Staatsanleihenkäufern Zinsen zahlen müssen (je geringer die staatliche Kreditwürdigkeit, umso höher die Zinsen, die sie aufbringen müssen). Diese Staaten können deshalb entweder die ökonomischen und sozialen Folgen der Maßnahmen gegen die Pandemie nur geringfügig abfedern oder sie verschulden sich in erheblichem Maße. Alternativ können die wirtschaftsschwachen Staaten dann nur entscheiden, keine oder weniger einschneidende Maßnahmen gegen die Pandemie durchzuführen, nur dann müssen sie sich ebenfalls hoch verschulden, um eben die ökonomischen und sozialen Folgen einer frei laufenden Pandemie einigermaßen abzumildern. Das Dilemma, das sich aus dem Antagonismus zwischen Lebens- und Arbeitskrafterhaltung einerseits und Sicherung von Profiten und Wachstum andererseits in einer Pandemie in verschärfter Form darstellt, trifft die kapitalistischen Staaten und Gesellschaften je nach existenter Wirtschaftskraft mit äußerst unterschiedlicher Wucht und zementiert die exorbitanten ökonomischen und sozialen Unterschiede zwischen den Staaten/Gesellschaften.

Soziale Ungleichheit

Nicht nur die Staaten zerfallen im Konkurrenzkampf in Gewinner und Verlierer, sondern auch die Gesellschaften innerhalb der einzelnen Staaten. Die Coronapandemie und die Gegenmaßnahmen treffen die unterschiedlichen sozialen Klassen und deren Untergliederungen weltweit und auch in Deutschland sowohl bzgl. der Infektionsrate, schwerer Krankheitsverläufe, anhaltender Krankheitsfolgen (Long-Covid) und Todesfälle 7 als auch bzgl. der sozialen Belastungen durch die Pandemiemaßnahmen extrem unterschiedlich. Je weniger Wohnquadratmeter, desto höher die Infektionswahrscheinlichkeit, je geringer das Einkommen, umso weniger gesundheitsfördernd die Ernährung und umso geringer die körperlichen Abwehrkräfte, je belastender die Arbeitsbedingungen und einengenden Wohnverhältnisse, desto ineffektiver die physische und psychische Erholung in der Freizeit, je geringer die Bildung, umso weniger kognitive Ressourcen, mit der Pandemiesituation umzugehen u.v.a.m. In der Pandemie wird noch mehr nach Klassenzugehörigkeit und Einkommenshöhe gestorben als ohnehin schon 8. Da Migranten überproportional zu den Geringverdienern gehören, in beengten Wohnverhältnissen leben und in infektionstreibenden Berufen arbeiten, sind sie auch überproportional von Covid-19 betroffen 9.

Die benachteiligenden Lebensbedingungen der Arbeitslosen, Mindest- und Niedriglöhner, selbstausbeutenden Solounternehmer, Alleinerziehenden usw. führen auch zu massiven Benachteiligungen ihrer Kinder während der Pandemie. Fehlende oder minderwertige technische Ausstattung für Distanzunterricht (homeschooling) bei geschlossenen Schulen, geringere Möglichkeiten der Lernunterstützung durch die Eltern, zu wenig Platz in der Wohnung und deshalb keine Lernruhe u.v.a.m. benachteiligen die Kinder noch mehr als das im schulischen Normalvollzug auch sonst der Fall ist. Die Betreuung nicht schulpflichtiger Kinder ist bei pandemiebedingt geschlossenen oder nur für die Kinder von Eltern in sogenannten systemrelevanten Berufen geöffneten Kitas z.B. für Eltern, die wegen niedriger Löhne Doppelverdiener sein müssen, sehr viel problematischer als für Doppelverdiener-Eltern, die ins Home-Office gehen und ihre Arbeitszeiten stärker variieren können oder genug Geld für andere Betreuungslösungen haben. Eltern, die es sich leisten können, dass ein Elternteil zu Hause die Kinder versorgt, haben – zumindest von den Voraussetzungen her – noch weniger Probleme mit dieser außergewöhnlichen Lage.

Erzieher*innen in Kindertagesstätten und wenn auch nicht ganz so eindeutig Lehrer*innen in Schulen werden quasi zum Freiwild für SARS-CoV-2, weil sie den engen Kontakt zu Kindern und Jugendlichen, ob in der Notbetreuung oder phasenweise auch wieder geöffneten Kitas und Schulen, zu den Kindern und Jugendlichen gar nicht vermeiden können. Verschärft wird diese Problematik durch mangelnde Unterstützung und Ausstattung der Kitas und Schulen durch die staatlichen Instanzen. Im Grunde werden nahezu alle Berufsgruppen im Bildungsbereich, der sozialen Hilfe und Betreuung sowie der gesundheitlichen Betreuung und Pflege gemäß ihrer auch außerhalb einer Pandemie zweitrangigen Bedeutung behandelt und benachteiligt. Die besondere Gefährdung der Gesundheits- und Krankenpfleger*innen sowie der Ärzte fällt sogar allgemein auf, weil sie wegen Offensichtlichkeit nicht heruntergespielt werden kann.

Machtlose UNO und EU – Nationalstaatsdominanz

Wenig überraschend erweisen sich in dieser in mehrfacher Hinsicht konkurrenzgetriebenen Coronapandemie auch angeblich wichtige über- und zwischenstaatliche Institutionen unter diesen Voraussetzungen als völlig machtlos bzw. als falsche Versprechen.

Die Vereinten Nationen spielen in der Coronakrise bis auf ein paar Fensterreden ihres Generalsekretärs überhaupt keine Rolle, obwohl gerade eine Pandemie eine global abgestimmte Gegenstrategie erfordert, die aber trotz Existenz der WHO (World Health Organization, Weltgesundheitsorganisation) auf der UN-Ebene nur partiell versucht wird oder sich in Empfehlungen und Appellen erschöpft.

Die EU versagt bzgl. der Durchsetzung einer gemeinsamen europäischen Pandemiestrategie in allen Bereichen ebenfalls. Aktuell erweist sich die EU-Kommission als unfähig, den EU-Raum hinreichend und gleichmäßig mit Impfstoffen zu versorgen 10. Die einzige wenigstens formal funktionierende Handlungsebene der Pandemiebekämpfung ist (mal wieder) die nationalstaatliche. Die Staatsführungen – weltweit und nur für manche verwunderlich eben auch in den EU-Staaten – regieren per Verordnung und das in Konkurrenz zueinander (aktuell etwa um Impfstoffe).

Sind die Staaten formal-demokratisch verfasst, wird die parlamentarische Legislative temporär nahezu völlig entmachtet, damit die Exekutive (Regierung und nachgeordnete Instanzen) per Notverordnung im selbst definierten Ausnahmezustand „durchregieren“ kann. Nicht-demokratische Staaten können dies selbstverständlich noch glatter ohne verfassungsrechtliche Fragwürdigkeiten praktizieren.

Die Coronapandemie verdeutlicht wie in einem Brennglas, dass ein weiterer Widerspruch, nämlich der zwischen weltweiter unternehmerischer und staatlicher Konkurrenz einerseits und notwendiger Kooperation andererseits sofort einseitig zugunsten der Konkurrenz geregelt wird, wenn der nationalstaatliche Nutzen der Kooperation nicht überdeutlich erkennbar ist. Vereinfacht formuliert lautet das Motto: „Rette sich, wer kann.“ Dabei werden dann teils verblüffende neue Staatenbündnisse gebildet, wie momentan z.B. das Impfbündnis Israel/Österreich/Dänemark 11 zeigt. Nur befinden sich die „Retter“ auf nationalstaatlicher Ebene nicht nur in Konkurrenz zu allen anderen Staaten, sondern eben im Dilemma des Widerspruchs zwischen Arbeitskrafterhaltung und Profitsicherung (s.o.) und haben noch allerlei meist damit zusammenhängende Handlungsschwierigkeiten, wie ich im Folgenden wenigstens holzschnittartig am Beispiel der deutschen Coronapolitik versuche zu zeigen, ohne den Anspruch zu haben, die gesamte Pandemiepolitik seit Januar 2020 chronologisch nachzuzeichnen.

Corona – Deutschland

Die Coronapolitik des föderalen Staates der Bundesrepublik Deutschland zelebriert die konstatierten Widersprüche vorwiegend in Form von Inkompetenz und Insuffizienz. Das aber ist nur die Oberfläche, die wegen des notwendig falschen Bewusstseins der Betreiber- und Schreiber*innen der „alten“ wie „neuen“ Medien dankbar aufgegriffen wird und für endlose Kritik ausschließlich an einzelnen Personen wie Merkel, Spahn, Wieler (Chef des RKI = Robert-Koch-Institut), Laschet, Söder usw. genutzt wird. Befeuert wird derartige Personalisierung der Kritik, die Struktur- und Systemkritik verhindert, durch allerlei sogenannte Skandale wie die Maskenäffäre als herausragendes Beispiel. CDU- und CSU-Mitglieder, teils Mitglieder des Bundestages, haben sich an der Vermittlung von Maskendeals bereichert. 12

Grundsätzlich jedoch ist essenziell: Die Exekutive des deutschen Staates hat keinerlei Bedenken, die parlamentarische Ebene nahezu stillzulegen und die Bund-Länder-Konferenz (Bundeskanzlerin und 16 Ministerpräsidenten der Bundesländer, kurz BLK) zum allein entscheidenden verfassungsrechtlich nicht abgesicherten Pandemieorgan zu machen oder ein Infektionsschutzgesetz 13 nur noch rein formal durch das Parlament bestätigen zu lassen, das wesentliche Grundrechte erheblich einschränkt, um die Maßnahmen gegen die Coronapandemie durchsetzen zu können. Enorme Schwierigkeiten hingegen hat der deutsche Staat, eine in sich schlüssige Pandemiestrategie zu entwickeln und diese für das Personal, also die Bürger*innen der Bundesrepublik Deutschland einigermaßen nachvollziehbar zu kommunizieren.

Normalität als pandemietreibendes Handlungsziel

Das liegt nur zum Teil an den föderalen Staatsstrukturen, die den Landesregierungen allerlei Möglichkeiten bieten, aus Wahlkampfgründen, wegen persönlicher Profilierungswünsche einiger Politiker*innen 14 oder der Verfolgung sub-nationalistischer Bundesland-Ideologien die jeweils dann doch noch teils eigene Pandemiestrategie zu verfolgen, die von dem abweicht, was die Bundesregierung bzw. die Bund-Länder-Konferenz jeweils favorisiert und eigentlich (!) festgelegt hat. Es liegt v.a. an den oben genannten Widersprüchen im demokratischen Kapitalismus, die zur Verwässerung von Strategien und Zielvorgaben sowie allgemein zur politischen Wankelmütigkeit führen, weil das eigentliche Grundziel immer gleich bleibt, nämlich die möglichst schnelle Rückkehr zur kapitalistischen Normalität unter den von nahezu sämtlichen Hauptakteuren nicht erkannten Widersprüchen im demokratischen Kapitalismus. Deshalb neigen, je länger die Pandemie andauert, weil die Maßnahmen nicht konsequent sind, inzwischen auch die kommunalen Exekutivorgane zu jeweils sehr eigenwilligen „Umsetzungen“ der BLK, die meist Lockerungen beinhalten und dadurch die pandemische Entwicklung zusätzlich begünstigen.

Kapitalistische Normalität besteht im herrschenden Bewusstsein aus steigenden Profiten der „gesunden“ Unternehmen, aus stetigem Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts, aus wenigstens ein bisschen steigenden Löhnen und Gehältern und für die Masse der Lohnabhängigen und Kleinselbstständigen aus kompensatorischen Käufen und daraus generierten Vergnügungen außerhalb des Arbeitsprozesses in der sogenannten Freizeit, deren Bezeichnung verrät, wie sich gemeinhin die Lohnabhängigen und Kleinselbstständigen im Arbeitsprozess fühlen.

Freiheit als kompensatorischer Konsumismus

Die kapitalistische Normalität ist bedroht und muss einigermaßen über die größten Schwierigkeiten durch die Coronapandemie hinweg wenigstens so „gerettet“ werden, dass danach wieder die angeblich völlige und glückliches Leben hervortreibende Freiheit des Profits, des Wachstums, der Hoffnung auf Lohn- und Wohlstandssteigerung und des kompensatorischen Konsumismus ausbrechen kann. Vor allem Letzteres stellt sich im Bewusstsein vieler Bürger*innen als Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung dar. Deshalb erscheint ihnen als drastische Zumutung, dem kompensatorischen Konsumismus nicht ungehemmt nachgehen zu können (so weit der Geldbeutel reicht), zumal sich Bewegung bzw. allgemein Mobilität, Reisen/Urlaub, Restaurantbesuche, Konzertbesuche, Museumsbesuche usw., Nutzung von Sport- und Freizeitstätten (individuell oder im Verein organisiert) sowie die Inanspruchnahme von Dienstleistungen zur Körperpflege, zur psychischen Stabilität, zur musisch-künstlerischen Entwicklung usw. selbstverständlich nicht ganz darin erschöpfen, kompensatorisch die Zumutungen des Arbeitsprozesses oder der Wohnverhältnisse erträglich zu machen. Denn, all die Angebote zur Zerstreuung, zum Genuss usw., die von kapitalverwertenden Unternehmen und deshalb zum Zwecke ihres Profits unterbreitet werden, müssen an Grund- und erweiterte Bedürfnisse der Käufer*innen/Konsumenten anknüpfen, die nicht nur durch Werbung und Gebrauchswertversprechen der Waren und Dienstleistungen „künstlich“ erschaffen werden, sondern auch als allgemein menschliche Bedürfnisse nach Nahrung, Kleidung, Wohnungseinrichtung etc. und Aktivität, Sozialkontakt, Befriedigung von Neugier, Wahrnehmungs- und Erfahrungserweiterung etc. unabhängig von der Profitnotwendigkeit im Kapitalverwertungsprozess vorhanden sind.

Dennoch ist leicht erkennbar, wie groß die kompensatorischen Anteile dieser Art des Konsums sind. Wenn das Versprechen, bald wieder so „frei“ konsumieren zu können wie ehedem, nach einigen Wochen oder gar Monaten nicht gehalten wird, sondern immer noch lockdownartige Zustände herrschen, dann wird schon mal der kompensationsorientierte Bürger aggressiv und renitent, geht auf die Straße, lässt die Maske fallen und erklärt die Pandemie für beendet und behauptet schlichtweg, der deutsche Staat nutze diese nicht existente Pandemie, indem er behauptet, es gäbe eine, zur Umwandlung der Demokratie in eine Diktatur, also der Abschaffung der Menschen- und Bürgerrechte.

Am 4. März 2020 formulierte Bundesgesundheitsminister Spahn einen Satz, der die strukturell notwendige Verlogenheit unzähliger anderer Ansagen der politischen Klasse auf dem Hintergrund der oben angerissenen Verhältnisse im Laufe der Pandemie exemplarisch verdeutlicht: „Die Sicherheit der Bevölkerung geht vor – auch vor wirtschaftlichen Interessen.“ 15 Solch eine Äußerung blamiert sich zwar tagtäglich an der Realität, aber die Blamage wird eben nur von einigen als solche erkannt. Deshalb gibt es ein nicht abreißendes Lamento über die Unfähigkeit der Politiker und der Politik. Das ist zwar im eingeengten Sinne nicht falsch, trifft aber den Kern der Problematik nur am Rande. Die Frage allerdings, ob Spahn selbst daran glaubt, was er sagt, könnte von Interesse sein, wenn man sich mit Details von Herrschaftstechnik befassen möchte.

Was hat sich der deutsche Staat im Rahmen dieser strukturellen Verlogenheit einfallen lassen, um möglichst bald wieder der kapitalistischen Normalität freien Lauf zu geben?

Kurzer Abriss deutscher Pandemiepolitik

Am 11. März 2020 stufte die WHO die Covid-19-Verbreitung als Pandemie ein. Parallel dazu wurden in Deutschland Großveranstaltungen verboten und ab 16. März wurden schrittweise in den Bundesländern und dann auch bundesweit Kitas, Schulen und Geschäfte geschlossen – bis auf Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Apotheken, Tankstellen und Banken. Ab 23. März 2020 galten Regeln zur Eindämmung der Pandemie. Kontaktvermeidung, Abstand halten (2m), Treffen im Freien mit max. einem Haushalt und einer weiteren Person, keine Feiern drinnen wie draußen, Restaurants u.Ä. sowie Dienstleistungsbetriebe (Frisöre, Kosmetikstudios u.Ä.) und Kitas und Schulen wurden geschlossen – Unternehmen/Betriebe der Industrie, des Handwerks, des Lebensmittelhandels, des Güter- und Menschentransports nicht. „Flatten The Curve“, Abflachen der Infiziertenkurve, durch Senken der Reproduktionszahl unter 1 (eine infizierte Person steckt weniger als eine weitere Person an) war anfangs das Credo der Virologen, Epidemiologen, des RKI und der Regierung, um die Überlastung oder den Zusammenbruch des seit Jahrzehnten zunehmend privatisierten 16, durch Sparmaßnahmen, Krankenhausschließungen, Fallpauschalen und Budgetierungen sowie Unterbesetzung und Personalmangel ohnehin geschwächten Gesundheitssystems zu vermeiden. Dadurch sollten, wenn auch zweitrangig, die schweren Krankheitsverläufe und die Zahl der Covid-19-Toten verringert werden. Auf diese Weise sollte die Bewirtschaftung des Menschenmaterials in einer Pandemie gesichert werden.

MNS (Mund-Nasen-Schutz) galt erst nicht als hilfreich, dann wurde er empfohlen und schließlich für zahlreiche öffentlich zugängliche Innenräume schrittweise in den Bundesländern verordnet. Als letztes Bundesland verordnete Berlin Ende April 2020 die Maskenpflicht. Da aber anfangs nicht genügend MNS staatlicherseits zur Verfügung standen, was noch einmal die unzureichende Vorbereitung auf eine von Experten schon lange prognostizierte Pandemie verdeutlichte, machte sich die Nation daran, nicht-medizinische MNS zu nähen – Privatpersonen wie Firmen. Bunte, teils kreative Atemschutzmasken prägten den öffentlichen Alltag im beschlossenen und weitgehend befolgten Teil-Lockdown.

Der Anfang der Pandemiepolitik in Deutschland liefert die exemplarische Vorlage für alle weiteren Vorgänge der staatlichen Handlungsinsuffizienz. Tiefschlaf der Politik im Sommer 2020, in dem wegen deutlich abnehmender positiv getesteter Coronafälle und Todesfälle nicht nur berechtigt einige einschränkende Maßnahmen gelockert oder ausgesetzt wurden, sondern die Freude über eine fast erreichte kapitalistische Normalität so groß war, dass der Tourismusbranche urlaubstolle Konsumenten zugeführt wurden, die im August/September 2020 mit „Coronabombern“ aus aller Welt ungetestet nach Deutschland zurückfliegen durften, und nahezu keine Vorkehrungen für die von Wissenschaftlern prognostizierte zweite Infektionswelle ab Herbst 2020 getroffen wurden – keine tragfähigen Konzepte für die Kitas und Schulen (z.B. durch völlige Missachtung der Förderung von Lüftungssystemen), keine Forcierung von Schnelltests (Antigentests) und keine Entwicklung von Teststrategien für infektionssensible Bereiche, keine hinreichende Prüfung und Unterstützung von Hygienekonzepten der „weniger relevanten“ Wirtschaftsbereiche, keine langfristige und effektive Vorbereitung einer Impfstrategie mit gleichzeitiger Beschaffung zu erwartender Impfstoffe u.v.a.m. Dennoch wurde weltweit wegen des geringen R-Werts bzw. der geringen 4-Tage-Inzidenzen (später 7-Tage-Inzidenzen) im Sommer das deutsche Modell der Pandemiepolitik abgefeiert. Deutschland war mal wieder Vorbild – so dachten viele.

Tatsächlich aber trieben die Bundesregierung und die Bund-Länder-Konferenz im Prinzipiellen sowie die eine oder andere Bundesland- und Kommunalregierung im Speziellen ab Oktober/November die Bevölkerung Deutschlands vorwiegend unvorbereitet in den nächsten Teil-Lockdown, der Mitte Dezember leicht verschärft, aber über die Weihnachtstage entweder aus unangemessener Sentimentalität der Entscheidungsträger oder aus Rücksicht auf die Weihnachtsbefindlichkeiten großer Bevölkerungsteile aufgelockert wurde.

Insgesamt blieb es trotz leichter Lockdownverschärfungen im Januar und Februar 2021 bei der Strategie der Wankelmütigkeit. Starke Einschränkungen im privaten und im kleinunternehmerischen Bereich, nur Appelle an die Großunternehmen, Home-Office zu betreiben, kaum eingeschränktes Weiterlaufen von Produktionsbetrieben und Handwerk und im März 2021 dann sogar wieder Teilöffnung von Geschäften und Öffnung von Frisör-, Kosmetikbetrieben u.Ä.

Impfung als Allheilmittel – Impfdesaster

Hintergrund dieses Optimismus waren und sind die seit Anfang des Jahres zugelassenen Impfungen gegen SARS-CoV-2/Covid-19, auf die offensichtlich die staatlichen Entscheidungsträger große Hoffnungen gesetzt haben, weil es eine systemimmanent naheliegende medizinisch-pharmazeutische Lösung ist, die sowohl Profite für die Pharmaindustrie generiert als auch hoffentlich die „Volksgesundheit“ wieder einigermaßen sichert. Sozusagen eine im herrschenden Modus extrem attraktive Win-Win-Situation. Allerdings laufen auch die Impfungen weder reibungslos noch in ausreichendem Maße. Zu wenig verfügbarer Impfstoff, bürokratisch bremsende Impfprioritäten (erst nur (!) die über 80-Jährigen in Pflegeheimen, dann die über 80-Jährigen und Menschen in infektionsgefährdenden Berufen, dann ab April die über 70-Jährigen), Impfungen nur in Impfzentren und nicht durch Hausärzte – das und Ähnliches sind die Stichworte zur nächsten Schwäche der Pandemiebekämpfung. Nachdem die Impfquoten Ende März/Anfang April in Deutschland eindeutig zu niedrig sind, wird die Impfpriorität immerhin allmählich gelockert und ab April auch die Impfung von Hausärzten gestattet/gewünscht und inzwischen auch durchgeführt.

Obendrein aber zeigt sich das besondere Risiko der wankelmütigen und widersprüchlichen Coronapolitik, die massiv auf schnelle Senkung der Inzidenzzahlen durch Impfungen setzt, in der Abhängigkeit von diesen Impfstoffen bzw. von den privatkapitalistischen Pharmaunternehmen, die diese herstellen und vertreiben. Das AstraZeneca-Desaster 17 versinnbildlicht diese risikoreiche Abhängigkeit, wodurch immerhin manche Experten wenigstens auf den Gedanken kommen, neben Periodisierung von Teil-Lockdownmaßnahmen und Impfungen das Augenmerk stärker auf lindernde Medikamente und die Verbesserung bis jetzt völlig unzureichender Datenerhebung und Datenzusammenführung zu richten 18, zumal eher zu erwarten ist, dass die Impfungen gegen SARS-CoV-2/Covid-19 bzw. deren Mutationen/Varianten ständig an diese angepasst und regelmäßig wiederholt werden müssen (mit noch nicht prognostizierbaren Impferfolgen).

Harter Lockdown chancenlos

Konzepte wie No-Covid 19 und Zero-Covid 20 haben selbstverständlich unter diesen Bedingungen keine Bedeutung für das staatliche Handeln. Inzwischen allerdings sorgen infektiösere und wahrscheinlich auch gefährlichere Virus-Mutationen aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien für einen Gegenpol zu der Hoffnung, mit einer (!) Impfkampagne allein der Pandemie beizukommen. Die britische Mutation von SARS-CoV-2 (Variante B.1.1.7.) herrscht inzwischen im deutschen Infektionsgeschehen vor und die 7-Tage-Inzidenz hat sich innerhalb von drei Wochen nahezu verdoppelt – von 69 (11. März) auf 134 (1. April) – und nur durch die geringere Testmenge über Ostern kurzfristig auf 105 abgesenkt (8. April), um innerhalb von fünf Tagen (13. April) auf über 140 mit Tendenz nach oben hochzuschießen. Deshalb könnte das No-Covid-Konzept quasi erzwungen werden, wenn auch in erwartbar verwässerter Form; Zero-Covid jedoch auf keinen Fall, weil es aus dem linken politischen Spektrum kommt, das immerhin zaghafte Ansätze zur Systemkritik enthält.

Falsche Problemstellungen und Forschungsansätze

Über die teils hitzigen, teils sinnfreien und oft nur scheinwissenschaftlichen Debatten über die Genauigkeit von PCR-Tests, Antigentests oder Antikörpertests oder die vorhandene oder nicht vorhandene Übersterblichkeit, über die Frage, ob zwischen „an“ oder „mit“ Corona Gestorbenen unterschieden werden muss usw., an dieser Stelle kein Wort, weil diese Debatten aus interessierten Kreisen der Coronaverharmloser oder -leugner angeregt werden und den durchaus vorhandenen wissenschaftlichen Disput über solche Fragen nicht widerspiegeln. Ja, es gibt Messprobleme, die auch dokumentiert sind 1, z.B. auch vom RKI. Die Dimension dieser Messprobleme ist aber so klein, dass dadurch das Gesamtbild nicht beeinflusst wird. Ja, die verfügbaren Daten haben Schwächen und sind international nur mit Vorsicht vergleichbar, zeigen aber sehr starke und eindeutige Tendenzen. Kurz, es gibt eine gefährliche Pandemie.

Ja, die öffentliche Kommunikation von Regierungen und teils auch von Wissenschaftler*innen ist, freundlich formuliert, sehr verbesserungswürdig, stellt aber nicht das Hauptproblem dar. Vor allem aber werden, und das gilt es mit aller Entschiedenheit zu betonen, zentrale Forschungsansätze und wichtige Datenerhebungen in den herrschenden Verhältnissen vernachlässigt oder unterdrückt, die Aufklärung über den tatsächlichen Skandal verschaffen können. Der Skandal sind die Herrschaftsverhältnisse und die diesen zugrundeliegenden kapitalistischen Verhältnisse selbst – Skandal aus Sicht der meisten Lohnabhängigen und zahlreicher Schein-, Solo- und Kleinselbstständiger, wenn sie in der Lage wären, sich aus dem notwendig falschen Bewusstsein kapitalistischer Normalität zu befreien.

Zahlreiche soziale, politische, ökologische und ökonomische Zusammenhänge des Pandemieprozesses werden nicht erforscht und nicht mit Datenerhebungen und Statistiken beleuchtet, weil sie die grundlegenden Schwächen der politisch-ökonomischen Organisation der aktuellen kapitalistischen Formation für die große Mehrheit der Gesellschaft offenlegen würden. Nebenbei, diese herrschaftserhaltende Zurückhaltung, bestimmte Daten zu erheben, ist das Einfallstor für Verschwörungsmythen, die nichts anderes als das ideologisch missratene Gegenstück zur missratenen kapitalistischen Herrschaftsform und -ausübung darstellen. Die offensichtlichen Zusammenhänge zwischen Arbeitsverhältnissen und Infektionswahrscheinlichkeit, zwischen finanziellen Mitteln und Infektionswahrscheinlichkeit, zwischen Bildungsstand und Infektionswahrscheinlichkeit, zwischen Wohnverhältnissen und Infektionswahrscheinlichkeit usw. usw. lassen sich zwar nicht völlig verschleiern oder abstreiten und werden auch mit fortlaufender Coronapandemie hier und da diskutiert und veröffentlicht 21, nie aber auf den ursächlichen Zusammenhang zur Klassengesellschaft im Kapitalismus befragt, der gleichsam als Basisskandal überhaupt erst die sozialen Einzelskandale der Pandemie- und Pandemieverarbeitung hervorbringt.

Verlierer

Der konkurrenzgetriebene Selbstzweck des Kapitals, aus Geld mehr Geld zu machen, ist nun mal nicht ohne drastische soziale Ungleichheit zu haben. Profitable Kapitalverwertung ist ohne Verlierer nicht möglich.

Absolute Verlierer sind

  • Lohnabhängige mit Mindest- und Niedriglohn
  • Lohnabhängige, langfristig ohne Arbeitsmöglichkeit (sprachlich verhöhnt als „Arbeitslose“), Bezieher von ALG II
  • Schein- und Solo-Selbstständige, Kleinunternehmer sowie Freiberufler in den profitschwachen Randbezirken der Kapitalverwertung (Selbstausbeuter).

Relative Verlierer sind

  • lohnabhängige Arbeiter, Angestellte, Beamte mit Löhnen (Gehältern) über dem Niedriglohn, aber ohne größere finanzielle Beweglichkeit und deshalb auch ohne gewichtige kulturelle und soziale Ressourcen,
  • Kleinunternehmer und Freiberufler mit gesichertem Einkommen, aber ebenfalls ohne größere finanzielle Beweglichkeit und deshalb auch ohne gewichtige kulturelle und soziale Ressourcen.

Je nach Rechnung und Einschätzung gehören in Deutschland zu den absoluten und relativen Verlierern mindestens 70% der Gesellschaft. Warum sollte es dieser riesigen Bevölkerungsmehrheit und vor allem den absoluten Verlierern, die je nach Rechnung und Einschätzung 25 – 40% der Gesellschaft ausmachen, ausgerechnet in einer Pandemie besser gehen? Es ist evident, warum es unter herrschenden Verhältnissen keine Datenerhebungen und Statistiken zum offenkundigen Zusammenhang von Infektions- und Todesrate einerseits und Einkommenshöhe und Arbeits-/Lebensbedingungen andererseits gibt. Salopp formuliert: Die Herrschaft hat kein Interesse daran, denn schließlich sind die möglichst ungehinderte Kapitalverwertung, der Profit und das gesamtwirtschaftliche Wachstum Grund und Ziel der kapitalistischen Herrschaftsverhältnisse, nicht das Leben, nicht die Gesundheit. Es müssen nur, und da zeigt sich der innere Widerspruch der selbstzweckbehafteten Kapitalverwertung, in der Substanz gleichgültig ob sie demokratisch oder diktatorisch begleitet und organisiert wird, genügend Menschen einigermaßen gesund bleiben und welche dabei die besseren und schlechteren Chancen haben, ist gleichsam soziales Schicksal der kapitalistischen Normalität – nicht nur in der Coronapandemie.

Wahlkampf und Inkompetenz als Pandemietreiber

Die um Ostern herum im April 2021 in Deutschland erkennbar irrwitzigen, aber eben auch systemisch naheliegenden Fehlleistungen der politischen Klasse haben ihren vorläufigen Höhepunkt in den Wortschöpfungen des besonders wankelmütig-chaotisch agierenden Ministerpräsidenten in NRW gefunden. Armin Laschet, der sich seit Beginn der Coronapandemie eher als Prophet der Lockerung von Maßnahmen in Stellung gebracht hat, scheint nun besonders hinsichtlich der möglichen CDU-Kanzlerkandidatur im Herbst 2021 die wahltaktisch kurzfristig harte Linie mit Perspektive selbstverständlich wieder auf Lockerungen auszutesten, indem er von einem „Brücken-Lockdown“ spricht. Bundeskanzlerin Merkel, die phasenweise als Hort der Vernunft in der Kakophonie der 16 Ministerpräsidenten wirkte, hat eine Woche nach Ostern offenbar den ideologischen Wert des von Laschet (oder seinem Beraterteam) geprägten Begriffes erkannt und fordert nun auch einen kurzen, aber harten „Brücken-Lockdown“, der zum Ufer der kapitalistischen Normalität führen soll 22. Die schnöde Realität in Laschets NRW sieht allerdings völlig anders aus. Zu wenig Schnelltests für die geplante zweimalige Testung aller Schüler pro Woche und keine systematische Schulung der Lehrkräfte bzgl. der Tests führen dazu, dass ab Montag nach den Osterferien (12. April 2021) erst einmal kein Präsenzunterricht stattfindet außer für Abschlussklassen bzw. -jahrgänge (10. und 12. Jahrgangsstufe). NRW-Kitas müssen ohnehin weiter vor sich hinwursteln und müssen sich mit realsatirischen Bestimmungen herumschlagen 23, während die NRW-7-Tage-Inzidenzen in nur noch 11 von 53 Stadt- und Landkreisen unter 100 liegen, eine Stadt (Hagen) und ein Landkreis (Remscheid) über 200 liegen und sechs Land- oder Stadtkreise (Solingen, Siegen-Wittgenstein, Märkischer Kreis, Herne, Duisburg) die 200er-Marke wahrscheinlich bald knacken werden 1 (Stand 11. April 2021).

Eine Anmerkung für diejenigen, die solche „kalten Analysen“ nicht mögen. Es gibt in kapitalistischen Gesellschaften, auch in Deutschland und auch während einer Pandemie, nicht wenige Lohnabhängige, Freiberufler, Selbstständige usw. und wohl auch einige Kapitalbesitzer und Politiker, auf jeden Fall aber viele Mütter und Väter, Töchter und Söhne, Großmütter und Großväter, Freundinnen und Freunde usw., die moralisch-ethisch menschenfreundliche Ziele verfolgen und dementsprechend handeln. Nur sind diese Ziele im Wesen dieser Menschen nicht wegen der herrschenden Verhältnisse, sondern trotz der herrschenden Verhältnisse existent und ständig von diesen bedroht und leider auch tendenziell deformiert. Kapitalismus ist eine moral- und ethikfreie Zone, deshalb wird auch so viel über Moral und Ethik diskutiert, statt sie selbstverständlich praktizieren zu können. Warum sollte das in der Coronapandemie anders sein.

Corona – Welt

Der extrem unterschiedliche Erfolg der weltweit kapitalistisch strukturierten Staaten in der Eindämmung der Coronapandemie verdient nun zum Abschluss einige Überlegungen und Vermutungen.

Sortiert man im Worldometer 1 die Staaten nach Coronatoten, also dem klarsten Kriterium für den Erfolg oder Misserfolg der Bekämpfung der Coronapandemie, zumindest aus der Perspektive des unmittelbaren Menscheninteresses, also dem Selbsterhaltungstrieb, vernachlässigt aus hier nicht weiter auszuführenden Gründen den afrikanischen Kontinent völlig 24 und beachtet nur Staaten mit einer Bevölkerung von ≥ 5 Millionen Einwohnern, dann stellt man fest, dass Asien, v.a. aber Ost- und Südostasien, Ozeanien und Australien mit imposantem Abstand zu Europa, Nord- und Südamerika bisher sehr viel besser durch die Coranapandemie gekommen sind. In der folgenden Auflistung wird hinter der Zahl der Coronatoten pro 1 Mio das Durchschnittsalter der Bevölkerung angegeben und vermerkt, ob sich der gelistete Staat in Insellage befindet, weil eine durchschnittlich jüngere Bevölkerung, die weniger Covid-19-Todesfälle aufweist, und eine Insellage, die eher eine Abschottung gegen eine Viruseintragung von außen ermöglicht, sozusagen „ungerechte“ Vorteile gegenüber Staaten mit durchschnittlich älterer Bevölkerung und zahlreichen Außengrenzen (wie z.B. Deutschland) darstellen.

0,0 Covid-19-Todesfälle pro 1 Mio, 22,7 Durchschnittsalter, Laos

0,4, 32,5, Vietnam

0,4, 40,2, Taiwan (Insel)

0,5, 24,9, Kambodscha

1, 36,4, Thailand

3, 38,4, China

5, 42,2, Singapur (Insel).

Hier könnte man die Auflistung fast schon beenden, weil die Tendenz bereits klar wird. Um die drei Haupteinwände gegen den Vergleich Asiens und speziell Ost- und Südostasiens, Ozeaniens und Australiens mit Europa und Nord- und Südamerika zu entkräften – das signifikant niedrigere Durchschnittsalter der Bevölkerung, die Insellage und die autoritär-diktatorischen Regierungssysteme, die strenge Eindämmungsmaßnahmen leichter durchsetzen können, führe zu einem unfairen Vergleich – , muss die Auflistung jedoch fortgesetzt werden.

5, 38, Neuseeland (Insel)

27, 44,8, Hongkong (Halbinsel)

34, 40,8, Südkorea (Halbinsel)

35, 37,9, Australien (Insel)

Damit die Liste nicht überlang wird, erfolgt hier ein Sprung über Kuba, Malaysia, Bangladesch, Venezuela, Myanmar, Afghanistan, Pakistan und Syrien hinweg zu einem Inselstaat mit der durchschnittlich ältesten Bevölkerung der Welt.

71, 48,4, Japan (Insel)

116, 28,4, Indien

119, 25,7, Philippinen (Insel)

Erst an dieser Stelle ist der erste europäische Staat gelistet, allerdings mit deutlich schlechteren Zahlen als die südostasiatischen Staaten oder Neuseeland und Australien. Nach Indonesien folgt der zweite europäische Staat. Diese beiden im Vergleich noch einigermaßen passablen europäischen Staaten sind skandinavische Länder.

120, 39,8, Norwegen

147, 29,7, Indonesien (Insel/Halbinsel)

147, 42,2, Finnland

Nach den Ländern Vereinigte Arabische Emirate, Kasachstan, Saudi-Arabien, Kirgisistan, Belarus, Dominikanische Republik, El Salvador, Oman, Aserbaidschan, Irak, Türkei und Guatemala folgt der dritte skandinavische Staat, der sich mit seiner Covid-19-Verstorbenenquote jedoch schon deutlich über dem Weltdurchschnitt von 358 pro 1 Mio befindet.

416, 42,3, Dänemark

Es folgen (Verstorbenenquote in Klammern) Honduras (455), Palästina (497), Paraguay (556), Costa Rica (572), Serbien (596), Kanada (602), Jordanien (638), Russland (670), Israel (672), Ukraine (734) und der Iran (736). Und spätestens ab dieser Stelle wird das Desaster des Krisenmanagements der „altkapitalistischen“ Staaten westlicher Prägung überdeutlich, denn nun folgen im Vergleich zum Weltdurchschnitt fast nur noch Staaten aus Europa, Nord- und Südamerika mit doppelt oder vielfach so hohen Zahlen der Verstorbenenquote. Die osteuropäischen Staaten, die diese kapitalistisch-westliche Prägung nunmehr seit 30 Jahren nachholen, befinden sich zudem fast alle an der Spitze dieses Mismanagements.

759 Covid-19-Todesfälle pro 1 Mio, 45,5 Durchschnittsalter, Griechenland

891, 29,6, Libanon

911, 45,7 Deutschland

938, 27,9, Ecuador

959, 43,3, Niederlande

1023, 43,1, Österreich

1032, 25,6, Bolivien

1184, 35,3, Chile

1184, 42,6, Schweiz

1207, 43,2, Rumänien

1217, 31,5, Argentinien

1224, 31,3, Kolumbien

1321, 41,1, Schweden (Fettdruck, weil Coronaverharmloser Schweden als leuchtendes Gegenbeispiel für gelungenen Umgang mit der Coronapandemie ohne Lockdown – was so eindeutig übrigens auch nicht zutrifft – den angeblich hysterischen Lockdown-Maßnahmen anderer Länder vorhalten. Ganz im Gegensatz zu derartigen Realitätsverdrehungen hat Schweden bis jetzt die miserabelste Bilanz der skandinavischen Länder und übertrifft die Todesrate pro 1 Mio Norwegens um mehr als das 11-Fache, die Finnlands um das 9-Fache und die Dänemarks um mehr als das 3-Fache.)

1372, 41,7, Polen

1445, 42,3, Frankreich

1454, 33,5, Brasilien

1538, 31, Peru

1550, 29,2, Mexiko

1604, 44,9, Spanien

1665, 46,2, Portugal

1691, 38,3, USA (Fast das 5-fache der Weltdurchschnittsquote an Covid-19-Toten und das in dem Staat der sich bis in die tiefsten Verästelungen seiner Gesellschaft hinein als Speerspitze und Vorbild für Freiheit und Menschenrechte, für Pioniergeist, Fortschritt und marktwirtschaftliche Effizienz sowie militärisch als alleinige Großmacht und deshalb insgesamt immer noch als Weltmacht Nr. 1 versteht. Mit 575.851 Covid-19-Toten (Stand 12. April 2021) weisen die USA jedoch mit 332 Millionen Einwohnern mehr als das Doppelte an Covid-19-Toten auf wie China, Indien, Pakistan, Bangladesch, Australien, Neuseeland und alle südostasiatischen Staaten zusammen, mit insgesamt ca. 4 Mrd. Einwohner.)

1739, 41,3, Slowakei

1787, 47,3, Italien

1831, 44,6, Bulgarien

1858, 40,5, Großbritannien (Insel)

1967, 41,9, Belgien

2071, 43,3, Ungarn

2413, 43,2, Tschechien (fast das 7-fache der Weltdurchschnittsquote)

Wie ist das an der Liste leicht ablesbare Ergebnis erklärbar?

Gewinner- und Verliererstaaten

Die Corona-Welt ist gespalten. Die Coronapandemie wird offensichtlich extrem unterschiedlich bewältigt. Niedriges Durchschnittsalter der Bevölkerung und Insel- oder Halbinsellage bzw. wenig Grenzen mit anderen Staaten begünstigen offenbar niedrige Verstorbenenraten, meist auch auf der Grundlage nicht so hoher Infektionsraten. Haupt(!)ansatzpunkt für eine Erklärung des extrem unterschiedlichen Erfolges bei der Eindämmung der Coronapandemie können diese Merkmale aber nicht bieten, wie ein Durchgang durch die Liste leicht erkennen lässt. Wer sich ein bisschen mit den politischen bzw. Regierungssystemen oder auch der Bevölkerungsdichte pro km2 auskennt, wird ebenfalls leicht sehen, dass diese beiden Faktoren auch keine entscheidende Rolle spielen.

Wer bis hierhin folgen kann, könnte nun die sattsam bekannten nationalistischen, eurozentristischen oder US-amerikanischen Vorurteile walten lassen, also etwa die chinesischen oder vietnamesischen Behörden und Regierungsstellen pauschal der Zahlenfälschung verdächtigen („Sind ja immer noch Kommunisten an der Macht“, und außerdem „Diktaturen“, so raunt es aus dieser Perspektive, was ihr als Begründung reicht) oder das Berichtswesen der meisten südostasiatischen Staaten auf dem Niveau der meisten afrikanischen Staaten verorten, was aber angesichts der ziemlich günstigen Daten speziell aus Singapur, Hongkong, Südkorea, Japan, Neuseeland und Australien sehr unwahrscheinlich ist und außerdem vom technisch industriellen Entwicklungsstand her auch auf zahlreiche süd- und mittelamerikanische Staaten zutreffen müsste, die sich aber bzgl. der Pandemieverarbeitung meist am anderen, nämlich schlechteren Ende der Eindämmung der Coronapandemie befinden.

Erklärungsversuche der Verlierer

Man findet durchaus in den häufig verunglimpften Medien, v.a. den öffentlich-rechtlichen und der überregionalen Presse, Ansätze von Erklärungen, die sich allerdings oft in positivistischer Feststellung von Unterschieden in der Handhabung der Pandemie erschöpfen, ohne tiefer zu erforschen, warum Regierungen wie Bevölkerungen, teils auch im Einklang miteinander und unabhängig davon, ob der jeweilige Staat autoritär oder formal-demokratisch organisiert ist, effektiver und effizienter agieren als europäische und amerikanische Gesellschaften/Staaten – strikte Quarantänemaßnahmen für die inländische Bevölkerung und für Einreisende (letztere müssen selbst bei Vorlage eines negativen PCR-Testes in vielen südostasiatischen Ländern 14 Tage in Quarantäne), Handy-Tracking zur Überprüfung von Quarantäneeinhaltung oder mit darauf fußenden Maßnahmen wie Isolation, wenn Infektionsgefährdung angezeigt wird, strikte Nachverfolgung von Infektionsclustern und -wegen, Testen ohne Einschränkung mit kostenlosen oder sehr preiswerten Tests (was in Deutschland erst nach einem Pandemiejahr sukzessive umgesetzt wird) u.v.a.m. 25 sind in vielen asiatischen Staaten selbstverständlich, sind in Europa und Amerika offenkundig aber nur in Ansätzen oder als viel zu späte Verzweiflungstat umsetzbar.

Die Hinweise auf kulturelle Traditionen bzgl. Rücksichtnahme auf Mitbürger, „gehorsamere“ Haltung gegenüber Regierungen und Erfahrungen mit SARS-1 in China, Taiwan und Vietnam (2003) bieten sicherlich Teilerklärungen, können aber schwerlich den nahezu ausnahmslosen Befund des Versagens fast aller europäischer und amerikanischer Staaten bei gleichzeitig herausragendem oder zumindest relativem Erfolg in Asien, Neuseeland und Australien erklären, zumal Europa, Nord- und Südamerika auch noch mehr Zeit und Vorlauf hatten, sich auf die Coronapandemie einzustellen. Könnte man für Neuseeland, Australien und auch Japan tatsächlich noch die Insellage und für Neuseeland und teilweise auch Australien bis auf wenige Metropolen oder größere Städte die geringe Einwohnerzahl pro km2 als wesentliche Begründungen anführen, gilt das für viele südostasiatische Staaten keineswegs.

Kapitalismuskritische Erklärungsversuche

Da sich fast alle Staaten während einer Pandemie im gleichen Antagonismus bei der Bewirtschaftung des Menschenmaterials befinden wie in pandemiefreien Zeiten, nämlich einerseits die Sicherung der biologischen Basis (Verfügbarkeit hinreichend gesunder Arbeitskräfte und Konsumenten) und andererseits die Sicherung des Selbstzwecks des Kapitals (Freiheit für G-W-G‘, also Aufrechterhaltung profitabler Kapitalverwertungsbedingungen) gewährleisten zu müssen, gibt es neben der flatterhaft-wankelmütigen staatlichen Regelung des Antagonismus, der – zur Erinnerung – nicht innerhalb des Kapitalismus (auf)lösbar ist, auch die Möglichkeit kurz- bis mittelfristig sehr einschneidender Lockdown-Maßnahmen, die die Kapitalverwertung zwar massiv beeinträchtigen, aber die Sicherung der biologischen Basis in deutlich kürzerer Zeit gewährleistet, um dann mit deutlich milderen Maßnahmen den kapitalistischen Normalvollzug sehr viel früher wieder aufnehmen zu können. Das beweisen v.a. die südostasiatischen Staaten oder aktuell auch der EU-Staat Portugal, der innerhalb von acht Wochen mit drastischen Maßnahmen die systemgefährdende 7-Tage-Inzidenz von fast 900 auf 25 bis 30 gedrückt hat 26 – allerdings aus verzweifelter Einsicht und nicht aus strategischen Erwägungen heraus, denn dann wäre Portugal nie mit einer Inzidenz von 900 konfrontiert worden, um deshalb die Reißleine ziehen müssen.

Offensichtlich haben die Staatsführungen v.a. in Ost- und Südostasien neben den positivistisch vermerkten Besonderheiten (s.o), die ihnen zugutekommen, noch ein anderes Verständnis als „ideelle Gesamtkapitalisten“, weil zahlreiche kapitalistische Ökonomien in dieser Weltregion als „jungkapitalistische“ zu betrachten sind. Das gilt selbst für Japan, das im Bewusstsein vieler Europäer wahrscheinlich „schon immer dabei war“, was aber historisch falsch ist.

Was könnte diese Regierungshaltung in eher „jungkapitalistischen“ Staaten beinhalten, unabhängig davon, ob das Regierungssystem diktatorisch, autokratisch oder demokratisch ausgerichtet ist?

Wahrscheinlich wissen diese Regierungen noch besser, wie zentral die biologische Basis der Kapitalverwertung ist, wie fundamental demnach die Verfügbarkeit von Arbeitskräften in einigermaßen gesundem Gebrauchswertzustand und von Konsumenten in einigermaßen gesundem Bedürfniszustand ist. Deshalb können sie wahrscheinlich den Antagonismus zwischen Sicherung der lebendigen Arbeitskräfte und Konsumenten einerseits und Sicherung von Profit und Wachstum andererseits in lebensbedrohenden Pandemien eher noch zugunsten des (Über-)Lebens der Arbeitskräfte und Konsumenten regeln. Die Staatsführungen in „altkapitalistischen“ Staaten sind offensichtlich durch den in ihrem Bewusstsein ewig fortdauernden und schon lange währenden technischen Fortschritt, der Arbeitskräfte nicht überflüssig macht, aber doch weniger bedeutsam erscheinen lässt, durch die weit über zwei Jahrhunderte währende Verfügbarkeit und Ausbeutung von Arbeitskräften, durch die Phase der Vormachtstellung der USA seit dem 1. Weltkrieg und die Entwicklung der EU seit dem 2. Weltkrieg, obwohl sie inzwischen mehr einem Torso ähnelt als einem vollwertigen Körper, deutlich weiter von der schlichten Einsicht entfernt, wie zentral die Verfügbarkeit einigermaßen gesunder Menschen für die Kapitalverwertung ist und bleibt.

Weiterhin ist zu beachten, dass erst Japan und nun China und Südostasien sowie (in Europa noch immer kaum realisiert) in Ansätzen auch Indien im globalen kapitalistischen Konkurrenzkampf spätestens seit den 1990er Jahren auf Angriff umgeschaltet haben – vorläufig noch mehr ökonomisch als militärisch. Nicht von ungefähr hat die Obama-Regierung das 21. Jahrhundert zum pazifischen Jahrhundert ausgerufen, wenn auch aus Sicht der US-amerikanischen Interessen 27. Die Pandemieverarbeitung könnte den Prozess beschleunigen, der das pazifische Jahrhundert in einem gänzlich anderen Sinne als dem US-amerikanischen ausgestaltet, nämlich im süd-, ost- und südostasiatischen Sinne. Anders formuliert: Im globalen Neuordnungsprozess könnte die extrem effizientere Eindämmung der Coronapandemie den Prozess beschleunigen, der eine Machtverschiebung historischen Ausmaßes in diesem Jahrhundert weg von den USA (von Europa/der EU soundso) hin zu China, Südostasien und tendenziell auch Indien zur Folge haben könnte. Auch das könnte viele Staatsführungen in dieser Region mit dem größten Anteil der Weltbevölkerung zusätzlich motiviert haben, die Pandemie schneller und besser in den Griff zu bekommen.

Klar ist, dass eine solche Entwicklung von den USA und mit Einschränkung auch von der EU nicht einfach hingenommen wird, zumal die USA noch immer militärische Weltmacht Nr. 1 sind und das mit großem Abstand. Klar ist auch, dass solche tektonischen Machtverschiebungen nicht ohne jetzt noch kaum abschätzbare globale Risiken ablaufen werden, nur ist das ein anderes großes Thema.

Eines aber ist sicher, die USA, fast alle anderen nord- und südamerikanischen Staaten sowie fast alle europäischen Staaten haben im Vergleich zu nahezu allen Staaten Süd- und v.a. Ost- und Südostasiens in der Bekämpfung der Coronapandemie versagt und scheinen nicht einmal zu ahnen, was das bedeuten könnte.

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1 Um die Fakten gibt es in vielerlei Hinsicht wissenschaftliche Dispute über die Methoden der Datenerhebung, ihre Auslegung und die Art der Veröffentlichung und Kommunikation der bisherigen Forschungsergebnisse, die allerdings kaum in die allgemeine Öffentlichkeit dringen. In der allgemeinen Öffentlichkeit, getrennt in herkömmliche Medien (Presse, Rundfunk, Fernsehen und ihre jeweiligen Internetportale) und sogenannte soziale Medien (nicht-, teil- und vollkommerzialisierte Internetplattformen), wird mit gleichsam harten Bandagen um die Interpretationshoheit in Sachen Coronakrise insgesamt gekämpft und im Zusammenhang damit um viele Detailfragen gestritten, häufig fernab von wissenschaftlichen Maßstäben (aber in scheinwissenschaftlichem Gewand). Transportiert über diese beiden Hauptkanäle, deren Macher sich vorwiegend entweder gegenseitig ignorieren oder beschimpfen, obwohl die herkömmlichen Medien längst auch das Internet nutzen und die „neuen“ sozialen Medien ohne die klassischen nicht auskommen, hat sich mit Hilfe einer politischen Klasse, deren partielle Inkompetenz und Impertinenz in Krisen blitzlichtartig noch deutlicher werden als in sogenannten Normalzeiten, eine Gemengelage ergeben, die nicht nur in Deutschland eine einigermaßen sachliche Auseinandersetzung bzgl. Corona und Folgen extrem erschwert. Der vorliegende Beitrag möchte in aller Bescheidenheit wenigstens versuchen, etwas Klarsicht in die ökonomischen, politischen und sozialen Implikationen der Coronakrise zu bringen, ohne auf die Dispute über PCR-Test, Übersterblichkeit, Wirksamkeit von Atemschutzmasken, Chancen und Risiken vorhandener und genutzter Impfstoffe usw. usw. näher einzugehen. Auf Quellennachweise für die Fakten bzgl. der Coronapandemie im virologischen und epidemiologischen Sinne, die im Folgenden nur als Anmerkung knapp zusammengefasst sind, wird deshalb bis auf die Angabe weniger Websites am Ende der kurzen Faktendarstellung bewusst verzichtet.

– Corona oder SARS-CoV-2, Schweres Akutes Atemwegssyndrom-CoronaVirus-2 zur Abgrenzung von SARS-CoV-1 als eine neue Virusvariante aus der Gruppe der Coronaviren löst Covid-19 aus, Corona Virus Disease 2019. Ungefähr 80 % der Menschen, bei denen das Virus durch PCR-Test, polymerase chain reaction bzw. Polymerase-Kettenreaktion, nachgewiesen wird, sind zwar infiziert, ein Teil dieser 80 % wird aber im eigentlichen Sinne nicht krank, weil er symptomfrei bleibt, und bei einem anderen Teil verläuft die Krankheit Covid-19 mit milden Symptomen. Ungefähr 20 % der mit Corona Infizierten entwickeln schwere Krankheitssymptome bis hin zu einer lebensgefährlichen Lungenentzündung, v.a. vorerkrankte und ältere Menschen. In Deutschland wurden bisher 7 % der übermittelten Corona-Fälle hospitalisiert. Covid-19 führt bei manchen Patient*innen auch zu Gefäßerkrankungen unterschiedlicher Gefährlichkeit sowie zu längerfristigen gesundheitlichen Einschränkungen.

Von den weltweit seit Dezember 2019 fast 127 Millionen positiv auf Corona Getesteten sind fast 2,8 Millionen an oder mit Corona gestorben (Stand 27.03.2021). Die CFR, case fatality rate bzw. Fall-Verstorbenen-Rate, kurz Letalität, beträgt bisher weltweit ca. 2,2 %. In Deutschland (Stand 27.03.2021) sind bisher 2,75 Millionen positiv Getestete nachgewiesen worden, von denen etwas mehr als 75.000 gestorben sind. Die CFR liegt in Deutschland momentan bei 2,75 %. Das Hospitalisierungs- und das Sterberisiko ist für Männer ca. 1,4-mal höher als für Frauen. Die Dunkelziffer der Infizierten kann wegen der hohen Anzahl symptomschwacher und symptomfreier Verläufe der Infektion nicht exakt bestimmt werden. Deswegen ist auch die IFR, infection fatality rate bzw. Infizierten-Verstorbenen-Rate, nicht exakt bestimmbar.

Die Corona-Sterbestatistik für Deutschland weist aus, dass etwa 46 % der an oder mit Corona Verstorbenen 80 bis 89 Jahre alt waren. 90 Jahre und älter waren ca. 22 %, 70 bis 79 Jahre alt waren fast 20 %, 60 bis 69 Jahre alt waren knapp 8 % und 50 bis 59 Jahre alt waren knapp 3 %. Aus den Altersgruppen von 0 bis 49 Jahren kommen etwa 1 % der an oder mit Corona Verstorbenen. Ungefähr 88 % der an oder mit Corona Verstorbenen sind demnach in Deutschland 70 Jahre und älter; ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt ca. 16 %. Die CFR bei den 80 Jahre alten und älteren Verstorbenen liegt bei fast 20 %. Der Anteil der Verstorbenen aus Pflege- und Altenheimen schwankt je nach Region zwischen ca. 30 und 70 %.

Die Übertragung des Coronavirus erfolgt vorwiegend über Tröpfchen und Aerosole; letztere sind feinste Schwebeteilchen in der Luft (unter fünf tausendstel Millimeter groß). Kontaktinfektionen (Hand-Mund/Nase/Augen) spielen eine untergeordnete Rolle. Husten, Niesen, Rufen/Schreien, lautes Sprechen oder Singen führt zu größerem Ausstoß von Tröpfchen und zu mehr Aerosolen. Im Freien mit mehr Luftbewegung ist die Ansteckungsgefahr deutlich geringer als in schlecht belüfteten Innenräumen. Deshalb erzeugt der längere Aufenthalt von mehreren Personen in Innenräumen wie Schulräumen, Büros, Werkstätten, Wartebereichen und Aufenthaltsräumen in Pflegeheimen oder Krankenhäusern, in Verkehrsmitteln usw., v.a. aber auch in Privatwohnungen, die unzureichend belüftet sind, eine höhere Ansteckungsgefahr, sofern Infizierte sich im Raum befinden. Da auch Infizierte ohne Symptome oder mit nur sehr leichten Symptomen als Überträger gelten, ist die Ansteckungsgefahr für die Beteiligten kaum abzuschätzen. Bei niedrigeren Außentemperaturen und Regen- oder Schneefällen befinden sich mehr Menschen in Innenräumen. Deshalb wächst die Ansteckungsgefahr im Herbst und Winter, zumal niedrigere Temperaturen mit weniger UV-Strahlung und geringer Luftfeuchtigkeit die Infektiosität der Viren in den Tröpfchen und Aerosolen länger aufrechterhalten.

Abstand zwischen Menschen, Ein- und Ausatmungsbarrieren wie Trennwände, Plexiglasscheiben oder Atemmasken verringern die Ansteckungsgefahr ebenso wie Reduzierung von Mobilität und Menschenansammlungen. Quarantäne/Isolation für positiv Getestete oder diejenigen, die nachweislich mit positiv Getesteten engen und längeren Kontakt hatten, vermindern ebenfalls die Ansteckungsmöglichkeiten. Die Atemmasken vermindern die Ansteckungsgefahr, je eindeutiger sie den Ausstoß wie auch das Einatmen von Tröpfchen und Aerosolen unterbinden. Insofern hängt die Reduzierung von Ansteckungen durch Atemmasken von der Beschaffenheit der Atemmaske (Mund-Nasen-Schutz) und ihrer zweckmäßigen Nutzung ab.

Wegen der Neuartigkeit des Virus gibt es trotz seiner Verwandtschaft mit bereits bekannten Coronaviren keine Immunität in der Bevölkerung. Medikamente, die Covid-19 als Krankheit signifikant abmildern oder Todesfälle verringern oder gar verhindern, stehen trotz einiger Versuche bis jetzt nicht mit eindeutig nachgewiesener oder nur mit relativ geringer Wirkung zur Verfügung. Impfstoffe sind innerhalb sehr kurzer Zeit entwickelt worden und werden in manchen Ländern seit Ende 2020 eingesetzt, in Deutschland seit Anfang des Jahres 2021. Bei den Impfstoffen ist zu unterscheiden zwischen den herkömmlich mit deaktivierten Viren entwickelten Impfstoffen, die bei Geimpften eine Immunreaktion erzeugen sollen (z.B. aus China), Vektorimpfstoffen, die mit harmlosen, nicht vermehrungsfähigen Viren (Adenovirus-Variante) als Träger für die in sie eingebaute Erbinformation von SARS-CoV-2 arbeiten, die im Geimpften die Abwehrreaktion gegen SARS-CoV-2 hervorrufen soll (z.B. aus Großbritannien/Schweden und Russland) und den mRNA-Impfstoffen, die per Boten-Ribonukleinsäure die Erbinformationen des Spike-Proteins, mit dem SARS-CoV-2 an menschlichen Zellen andockt, in den Geimpften einschleust, damit in dessen Zellen das Spike-Protein als Antigen gebildet wird, das sein Immunsystem anregt, Antikörper gegen SARS-CoV-2 zu bilden (z.B. aus Deutschland und den USA).

https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html https://www.youtube.com/channel/UCyHDQ5C6z1NDmJ4g6SerW8g https://www.spektrum.de/thema/ein-neues-coronavirus-veraendert-die-welt/1357131 https://scilogs.spektrum.de/fischblog https://www.quarks.de https://www.tagesschau.de/ausland/coronavirus-tabelle-103.html https://coronavirus.jhu.edu/map.html https://www.worldometers.info/coronavirus/ https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/corona-daten-nrw-100.html

2 https://www.laborjournal.de/epaper/LJ_21_03.pdf

3 Vgl. Rob Wallace, Was Covid-19 mit der ökologischen Krise, dem Raubbau an der Natur und dem Agrobusiness zu tun hat. 2. Aufl. 2021

4 https://www.dw.com/de/pfizer-held-und-profiteur-der-pandemie/a-56603820

5 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/online-handel-109.html

6 https://www.pwc.de/de/managementberatung/forensic-services/global-crisis-survey.html

7 https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/S/Sozialer_Status_Ungleichheit/Faktenblatt_COVID-19-Sterblichkeit.html

8 https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Focus/JoHM_01_2019_Mortalitaet_Lebenserwartung.pdf?__blob=publicationFile

9 https://www.ruhr24.de/nrw/corona-nrw-migranten-infektionsgeschehen-zahlen-aerzte-einwanderer-divi-infizierte-krankenhaus-zr-90230549.html

10 Erstaunlicherweise erhellend hierzu die Talk-Show „Markus Lanz“ vom 24.03.2021, etwa ab Min. 42:00: https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-24-maerz-2021-100.html

13 http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/index.html

14 Diese Profilierungswünsche nahmen in besonderer Weise bei CDU-Landesfürsten wegen der anstehenden CDU-Parteivorsitzenden-Wahl Anfang 2021 und der Bundestagswahl im Herbst 2021 Fahrt auf, weil die gefühlt ewige Kanzlerin Angela Merkel nicht mehr antreten will. Armin Laschet gewann im Januar 2021 diese Wahl, die ihm eine Art Vorrecht auf die Kanzlerkandidatur für die CDU/CSU bei die Bundestagswahl verschaffte. Laschet versuchte sich mehr oder weniger eindeutig als Ministerpräsident des Landes NRW während der Coronakrise als Lockerer der Maßnahmen zu profilieren, während sich der bayerische CSU-Vorsitzende und Ministerpräsident Markus Söder, der in Umfragen als Kanzlerkandidat regelmäßig weit vor Laschet liegt, bzgl. der Maßnahmen gegen die Pandemie als Corona-Hardliner in Position zu bringen suchte. Auch während einer Pandemie befinden sich die Mitglieder der politischen Klasse in ständigem Konkurrenzkampf um die Positionen der formaldemokratischen Herrschaft, die zur Absicherung des Kapitalselbstzwecks, also aus Geld mehr Geld zu generieren, notwendig sind.

15 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/chronik-coronavirus.html

16 https://www.heise.de/tp/features/Die-Corona-Krise-und-die-Privatisierung-des-Gesundheitssystems-6000417.html Der ausgewiesene Fachmann für Kapitalverflechtung und Privatisierungsstrategien (auch des Gesundheitssystems) Rügemer legt die Verknüpfung von Kapitalinteressen bis hin zu Gesundheitsminister Spahn offen. Leider bringt er seine Aussagen an einigen wenigen Stellen des Interviews in Misskredit, weil er Floskeln der Coronaverharmlosr und -leugner benutzt (s. „zwangsfinanzierte Staatsmedien ARD, ZDF“ usw. seien „Mitorganisatoren der Panikmache“). Die Darstellung der Kapitalverwertungszusammenhänge bleibt aber beachtlich und wichtig.

17 AstraZeneca wurde für unter 65-Jährige empfohlen, weil keine validen Testergebnisse für ältere Menschen vorlagen. Dann tauchten (statistisch wenige) Fälle von Sinusvenenthrombosen nach Impfungen bei unter 65-Jährigen auf (fast nur Frauen). Die Impfungen mit AstraZeneca wurden für einige Tage ausgesetzt, bis die EMA (European Medicines Agency = Europäische Arzneimittelbehörde) und das PEI (Paul-Ehrlich-Institut) den Impfstoff nach Untersuchungen für unbedenklich erklärten. Die Impfungen wurden wieder aufgenommen. Einige neue Fälle mit möglichen Zusammenhängen zwischen AstraZeneca-Impfung und Kopfvenenthrombosen und insgesamt 9 Todesfällen, davon 8 Frauen unter 65 Jahren, nur in Deutschland führten kurze Zeit später dazu, dass unter 60-Jährige außer auf eigene Verantwortung in Deutschland nicht mehr mit AstraZeneca geimpft werden, der Impfstoff hingegen für über 60-Jährige nunmehr empfohlen wird und zur Verimpfung der vorhandenen und noch eintreffenden AstraZeneca-Dosen diese 60+-Jährigen Impftermine buchen können, obwohl sie nach Prioritätenliste noch gar nicht an der Reihe wären. Z.B. Norwegen, das bis jetzt viel besser durch die Pandemie kommt, hat die Verimpfung von AstraZeneca weiter ausgesetzt, bis weitere Untersuchungen größere Klarheit verschaffen. EMA und WHO bleiben dabei, das es keine nennenswerten Probleme mit AstraZeneca gebe. Man muss nicht an Verschwörungsmythen glauben, um verunsichert zu sein. Die Datenlage ist auch in diesem Fall völlig ungenügend – es ist den Impfzentren oder den Gesundheitsämtern oder den Landes-Gesundheitsministerien oder dem Bundesgesundheitsministerium oder der Bundesregierung oder dem RKI oder dem PEI oder der STIKO (Ständige Impfkommission) nicht einmal möglich, die simple Statistik darüber aufzustellen, wie viele Frauen und wie viele Männer in welchem Alter mit AstraZeneca geimpft worden sind.

18 https://www.laborjournal.de/blog/?p=11672

19 https://nocovid-europe.eu/index.html

20 https://zero-covid.org

21 Exemplarisch hierfür ist folgende Quelle, die als Ausgangspunkt den Zusammenhang von „Migrationshintergrund“ und Infektionsrisiko nimmt und dahinter immerhin die Ursachen in den sozialen Verhältnissen sucht, selbstverständlich ohne noch weiter oder tiefer zu forschen und die Ursachen der sozialen Verhältnisse auszuleuchten: https://www.ruhr24.de/nrw/corona-nrw-migranten-infektionsgeschehen-zahlen-aerzte-einwanderer-divi-infizierte-krankenhaus-zr-90230549.html

22 https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-04/klausurtagung-union-angela-merkel-bruecken-lockdown-infektionsschutzgesetz utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com

23 https://www.kita.nrw.de/sites/default/files/documents/2021-04/20210408_offizielle_information_kindertagesbetreuung_und_selbsttests_ab_dem_12._april_2021.pdf

24 Folgende Hinweise müssen hier genügen: Zahlreiche afrikanische Staaten verfügen über ein nur wenig entwickeltes Gesundheits-, Datenerhebungs- und Berichtswesen, was zwar wohl auch tendenziell auf einige asiatische und südamerikanische Staaten zutrifft, aber nicht in dieser Häufigkeit und Deutlichkeit medizinischer und bürokratischer Unterentwicklung. Ein weiteres Merkmal sehr vieler afrikanischer Staaten ist das extrem niedrige Durchschnittsalter ihrer Bevölkerungen. Auch das trifft auf manche Staaten auf anderen Kontinenten tendenziell zu, aber ebenfalls nicht in dieser Deutlichkeit. Geringes Durchschnittsalter begünstigt so extrem eine geringe Corona-Todesrate, dass Vergleiche mit Staaten einer durchschnittlich deutlich älteren Bevölkerung nicht sinnvoll erscheinen. Die drei bevölkerungsreichen afrikanischen Staaten, die bzgl. der Coronatoten auffällig hervorragend abschneiden (bei aller Vorsicht gegenüber den übermittelten Daten), haben eine extrem junge Bevölkerung. Tansania, 0,3 Tote pro 1 Mio, 61 Mio Einwohner, Durchschnittsalter 17,7 Jahre; Uganda 7 Tote pro 1 Mio, 46,8 Mio Einwohner, Durchschnittsalter 15,5 Jahre; Demokratische Republik Kongo, 8 Tote pro 1 Mio, 91,5 Mio Einwohner, Durchschnittsalter 17 Jahre. Im Vergleich dazu: Deutschland, 911 Tote pro 1 Mio, fast 84 Mio Einwohner, Durchschnittsalter 44,5 Jahre. Die Unklarheiten in den Statistiken bzgl. Median oder Durchschnitt des Bevölkerungsalters werden hier vernachlässigt, weil sie ihre Hintergründe nicht nachvollziehbar sind. Hauptquelle für die Bevölkerungsdaten ist https://knoema.de .

25 https://www.quarks.de/gesellschaft/wissenschaft/wie-geht-asien-mit-der-corona-pandemie-um/ https://medienportal.univie.ac.at/uniview/wissenschaft-gesellschaft/detailansicht/artikel/unterschiede-im-kampf-gegen-corona-die-bevoelkerung-mehr-integrieren/

26 https://www.tagesschau.de/ausland/europa/corona-portugal-105.html https://www.tagesspiegel.de/wissen/vom-hotspot-zum-vorbild-so-gelang-portugal-die-corona-kehrtwende/27049234.html

27 https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/amerikas-pazifisches-jahrhundert-sein-neuer-rivale-china

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2 Antworten

  1. Gute Darlegung und Einschätzung!

  2. Abdullah Polat sagt:

    Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Bemühungen!
    Auch wenn nicht jeder dazu bereit ist, bin ich der Meinung, dass sie ein größeres Publikum brauchen.

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